BRANDY SUAU - Ein verliebter Kapitän, die Kapelle im Keller und die Geschichte von der Zeit als Freund
„El Mallorquin“. So hieß das Dampfschiff, mit dem Kapitän Juan Suau y Bennaser Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Palma und den spanischen Kolonien in Amerika pendelte. Dieses Dampfschiff ziert noch heute das Etikett des besten Brandys, der auf Mallorca reift. Der Brandy trägt den Namen des Kapitäns: Suau. Und an all dem ist die Liebe schuld. Aber der Reihe nach...
Don Juan Suau y Benasser war nämlich nicht nur Seemann, er war auch Geschäftsmann. Um 1830 herum brachte er auf der „El Mallorquin“ ein halbes Dutzend edler Destillierkolben aus Kupfer mit nach Kuba und begann dort, Anisschnaps, Rum und andere hochprozentige Getränke zu brennen. Die Geschäfte liefen gut, immer wieder reiste Juan Suau nach Spanien, durchquerte das Mittelmeer und machte auch regelmäßig Station auf seiner Heimatinsel Mallorca.
Und bei einem seiner Besuche passierte es dann: Don Juan verliebte sich in eine Mallorquinerin. Die junge Frau war die Tochter eines Kollegen, eines Likörhändlers. Ihre Eltern waren begeistert von der Liaison, stellten dem künftigen Schwiegersohn aber eine Bedingung: Er sollte seine vielen Schiffsreisen und seine Geschäfte in Übersee aufgeben, denn die Familie wollte ihre einzige Tochter in der Nähe wissen. Angeblich überlegte Kapitän Suau nur kurz und reiste nur noch ein einziges Mal nach Kuba: Um seine Destillierkolben und all das andere Zubehör aus seiner Brennerei dort abzubauen und nach Mallorca zu bringen.
Mit Anis war er in der neuen Welt eine Berühmtheit geworden, mit Anis startete Juan Suau auch seine neue Brennerei auf Mallorca. 1851 war das. Er lieferte seinen Anis nach wie vor über den Atlantik, nach Mexiko, auf die Antillen und nach Buenos Aires. Sein berühmtester Kunde, der legendäre mexikanische General Pancho Villa, besuchte ihn sogar regelmäßig in der neuen Fabrik auf Mallorca und nahm dann für seine Truppen in großen Fässern den besten Anis des Hauses mit - den Anis „La Paloma“.
Bereits im ersten Jahr startete Capitano Suau auch mit der Produktion von Brandy und begeisterte sofort Spanier wie Mallorquiner. „Madelon“, „Jaime I“ und „1229“ hießen ein Jahrhundert lang die Marken aus dem Hause Suau. Zum 100. Geburtstag 1951 besann man sich dann in der Bodega Suau der alten Traditionen, benannte die Brandys nach dem Namen des alten Seefahrers und holte dessen altes Dampfschiff „El Mallorquin“ auf die Etiketten der Flaschen zurück.
Noch immer reift der Suau nach alter Tradition in der Bodega in Es Pont d`Inca, das heute ein Stadtteil Palmas ist. Er lagert in Holzfässern, die meisten aus Eiche, im tiefen Keller - geschützt vor Gerüchen und Einflüssen in einem Mikroklima, das von 1,80 Meter dicken Mauern geschützt ist.
Fass an Fass lagert es dort, eingeteilt in sieben Gruppen verschiedenen Alters. Erst wenn der Brandy mindestens 15 Jahre erreicht hat, werden ihm zehn Prozent entnommen. Dieses Zehntel wird verkauft - und in den Fässern ersetzt durch Brandy des nächstältesten Fasses. Nach 25 Jahren geht der Brandy dann als „Suau Brandy Etiqueta negra“ in den Handel. Und erst nach 50 Jahren darf der Schatz der Bodega als pReserva privada™ verkauft werden.
„Tempus est amicus meus“, lautet auf Lateinisch die Philosophie der Bodega Suau: „Die Zeit ist mein Freund“. Zweifelsohne macht Zeit aus einem ohnehin ausnehmend guten Brandy einen Brandy von Weltrang. Und einen äußerst Seltenen dazu. Nur rund 32.000 Liter verlassen in jedem Jahr den Keller in Es Pont d`Inca.
Ein Freund ist aber auch die uralte Tradition. Aus Verbundenheit zum alten Kapitän und seinen Anfängen weihte die Bodega im Jahr 1992, am 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas, die Kapelle „de las americas“ im Keller ein. Suau schenkte den Botschaftern aller lateinamerikanischer Länder jeweils ein kleines Fass Brandy - ein „barrillito“ von 32 Litern.
Gleich daneben reifen in der Kapelle die 391 „barrilitos“ der Mitglieder im exklusiven „Club Suau“. Jedes Mitglied darf pro Jahr höchstens acht Flaschen von seinem Fässchen abzapfen. Die Destillerie füllt dann diese acht Liter wieder auf. Bis aus dem Privatfass dann ein solch edler Brandy wie der 50 Jahre alte „Reserva privada“ entsteht, dauert es also noch einige Zeit. Aber mit der Zeit ist man in dieser exklusiven Bodega ja bekanntlich sehr eng befreundet.