Destilerías Vidal Catany
1951 ist die Firma von Francisco Vidal als Familienbetrieb gegründet worden und produziert seither alle möglichen Schnäpse, Liköre, Wodka und Brandy. Ein besonders edler Tropfen, ein gut 20 Jahre alter Tropfen, der seinerzeit noch von dem inzwischen verstorbenen Firmengründer angesetzt wurde, ruht in den Fässern der Kellerbodega und wird von Jahr zu Jahr besser. In der Destillerie wird auch der mallorquinische Kräuterlikör Hierbas hergestellt, dessen Zusammensetzung selbstverständlich Firmengeheimnis ist und der wie alle anderen geistigen Getränke „artesana“, also hausgemacht ist, sprich selbst gebrannt wird. Die Fenchelzweige, die die Hierbas-Flaschen schmücken, werden von Hand in die Flaschen gesteckt, dann kommt der Hierbas hinein, die Flaschen werden verschlossen, die Etiketten ebenfalls per Hand aufgeklebt.
Auch wenn die Firmenleitung inzwischen auf den Sohn übergegangen ist, der gerade den Export nach Deutschland auszubauen versucht – neben den Mallorquinern sind es vor allem Deutsche, die die Liköre direkt ab Destillerie kaufen und mit nach Hause nehmen -, ist die Seniorenchefin mit 78 Jahren die beste Reklame für das Haus. Sie arbeitet nach wie vor fleißig mit, packt an, wo Hilfe gebraucht wird, und ist stolz auf das Lebenswerk ihres verstorbenen Mannes. Stolz auch darauf, dass die traditionsreiche Firma Palo Ripoll, die den Palo seit 1873 herstellt, ihnen die Paloproduktion nach altem Geheimrezept übertragen hat. Und so wird denn der Palo immer noch auf die gleiche Weise hergestellt wie vor mehr als 100 Jahren. Auch die Form der Flasche und die Etikettierung sind gleich geblieben, denn das ist wichtig für die Kunden, die den Palo genau kennen.Wichtigster Bestandteil des Palo ist der braune Zuckersirup, der dem Schnaps Geschmack und Farbe verleiht. Da die richtige Art des Zuckerschmelzens wesentlichen Einfluss auf die spätere Qualität des Palo hat, wird der Zucker bei Vidal auch heute noch nach alter Tradition in einem großen Topf auf offenem Feuer geschmolzen und braun karamellisiert. „Quenado“, gebrannt, heißt es hier fachmännisch, der Zuckerbrenner.
Auf dem Feuer steht ein riesiger Topf, und es qualmt und dampft wie in einer Alchemistenküche. Für 600 Liter Palo werden einmal pro Woche 50 Kilogramm Zucker geschmolzen, der ständig umgerührt werden muss, damit er nicht überkocht und schön flüssig bleibt. Der Zucker braucht etwa 4 Stunden, bis er die richtige Konsistenz hat. Eine genaue Zeitangabe lässt sich allerdings nie machen, doch der Zuckerbrenner weiß ganz genau, wann der Zucker „al punto“ ist, auf den Punkt genau fertig ist. Dann wird der karamellisierte Zucker mit Wasser verdünnt, einen Tag ausgekühlt und dann nochmals mit Zucker und Wasser in einer Rührmaschine gut vermischt wird. Nun kommen 96-prozentiger Alkohol und die Gewürze hinzu, zu denen Zimt, Sternanis, Ginsengwurzel und Chinarinde gehören. Mehr verrät man nicht, und das Rätsel rund um den Palo bleibt weiterhin ungelöst.