4 Kilos - Musik im Fass
Francisco zeigt auf, dass gute Musik und ein feiner Wein mehr gemein haben, als angenommen
Bis an die Kinnwinkel reichende Koteletten, widerspenstige Sturmtolle - ein bisschen Rockabilly und golden Sixties-Ambiente spielen schon mit, wenn Francesc Grimalt die Szene betritt. Aber das, so meint er nicht ganz zu Unrecht, seien lediglich Äußerlichkeiten. Im Grunde seines Wesens ist er ein grundsolider, gut ausgebildeter Önologe und ein begeisterter Winzer dazu. Francisco stockt: ...Und natürlich auch ein unerschrockener Landmann, der seine Reben hegt und pflegt. Die Bühne stellt Mutter Natur, das Show-Programm bestimmen die Jahreszeiten, das Publikum sind immer mehr begeisterte Wein-Kenner aus aller Welt - es lebe die Analogie!
Die Kunden rekrutieren sich, eher unüblich für einen mallorquinischen Wein, großteils aus jungen Leuten. Auch auf dem spanischen Festland sind sie zu finden, vornehmlich in Trend-Hochburgen wie Madrid, Alicante oder Barcelona. In Donosti-Sankt Sebastian entdecken dagegen mehr und mehr Nobelrestaurants und Gourmets die Marke für sich.
Da in den letzten Jahren die kleine Bodega einen erfreulichen Hype erfährt, müssen immer mehr Trauben zugekauft werden. Der Anteil an fremdem Lesegut liegt mittlerweile bei weit über 50 Prozent. Damit wächst die Verantwortung. Wachstum und Reife der Trauben der Vertragspartner müssen überprüft werden. Das bedeutet zusätzliche Arbeit. Doch Francisco winkt ab und bemerkt: „Ich habe Arbeit, das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Habe einen Job der mir gefällt, heute ein echter Luxus. Und ich verdiene obendrein genug, um Familie und zwei Kinder zu ernähren, ”que vols més” - was will man also mehr?“
Und da irgendwie alles bei 4kilos eine verdeckte, zweite Bedeutung zu haben scheint, sei auch kurz der Name der Bodega aufgeschlüsselt. Als im Jahre 2006 das Weingut gegründet wurde, brachte jeder der beiden Partner 12.000 Euro (vier Millionen Pesetas) für die wichtigsten Anschaffungen auf. 4kilos ist in der spanischen Umgangssprache das Äquivalent zu vier Millionen Pesetas, das als Startkapital benötigt wurde. Danach sind die beiden Freunde einfach dem Namen treu geblieben. „So erinnert es mich jeden Tag daran“, nickt Francisco und seine Tolle wippt im Takt, „dass bei uns nicht der Wunsch nach Anerkennung und Prestige, sondern schlicht der Rebstock und ein guter Wein im Vordergrund stehen. Unsere ersten Rotweine entstanden in der Garage, darauf bin ich immer noch stolz“.
Als Rebell der etablierten Wein-Szene sieht sich der in Felanitx gebürtige aber nicht. Trotzdem gestaltete sich selbst die Zusammenstellung der Cuvées eher eigenwillig. So ist jedes einzelne der Barriques - französische und ein kleiner Anteil amerikanische Eiche übrigens - nach einem Musiker, einer bekannten Melodie oder einem Komponisten benannt. Damit soll der Charakter des Inhalts möglichst plastisch beschrieben werden. Und wo andere Önologen Reihe 9, Fass 3 mit Reihe 4, Fass 12 kreuzen, um Gaumenfreuden zu erzielen, da macht Francisco Musik für die Zunge. Er vermählt beispielsweise die sanftere Callet alias „Kleine Nachtmusik“ mit dem vollen Klang der Cabernet Sauvignon (Dire Straits) und legt noch ein bisschen Merlot für einen runden Ausklang nach. Das, so meint der Musikus, erleichtere ungemein die Auswahl bei der Komposition der Weine.
Die Bodega 4kilos stellt pro Jahr zwei Cuvées her, die sich vor allem in der Beschaffenheit der Böden unterscheiden, auf denen die Trauben reifen. Beim Roten, der, wie die Bodega, unter dem Namen ”4kilos” angeboten wird, handelt es sich um Rebsorten, die auf tonhaltigen Böden gedeihen. Die Reben für den ”12Volts”, auch ein Rotwein, wächst dagegen auf Feldern, die vor allem aus „cal vermell“, aus rotem, eisenreichen Kalk bestehen.
Um im Bild zu bleiben: Während der ”4kilos” eher in der Dur-Tonlage spielt, umschmeichelt der ”12Volts” in weichen Moll-Klängen die Geschmackspapillen. Da capo, Maestro!