Angel Bodegas - ... this is my way!
Ein weit gereister Winzer bringt seinen Mallorca-Weinen den Mut zur Leichtigkeit bei
Ein leicht amerikanischer Akzent schwingt mit, wenn Andrés Gelabert zum Telefon greift und in breitem ”Mallorqui” eine weitere Lieferung bestätigt. Kein Wunder, der gebürtige Insulaner und Selfmade-Önologe hat das Thema Wein bereits in allen Tiefen bei langjährigen Aufenthalten in Kalifornien und Südafrika ausgelotet. Damals reifte wohl auch der Entschluss, dem steigenden Angebot an kräftigen, urtümlichen Insel-Weinen nicht lediglich einen weiteren Tropfen hinzuzufügen. Fester Vorsatz war vielmehr, die bestehende Palette um neue, spannende Geschmackserlebnisse zu bereichern.
Dieses Ziel rückte 2007 in greifbare Nähe. Mit der Einweihung seines modern ausgestatteten Winzereibetriebs begann er als Mini-Weingut mit Maxi-Potenzial. Die Jahresproduktion lag bei nicht einmal 15.000 Flaschen. Doch schon zwei Jahre später war der junge Betrieb zu einem mittelständischen Unternehmen herangewachsen, mit einer Jahresproduktion von 50.000 Einheiten. 2010 füllte Bodegas Angel bereits 65.000 Flaschen ab. Für die fünfte Wein-Saison visiert das Unternehmen ein Volumen von 160.000 an.
Spektakuläre Steigerungsraten in Zeiten schwieriger Geschäfte! Aber vielleicht liegt ja das Geheimnis des raschen Erfolgs gerade darin begründet, das Andrés ausdrücklich auf seinen „völlig untypischen Mallorquiner“ beharrt. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Worin liegt denn nun genau der Unterschied zu anderen Weinen der Insel?
Mit amerikanischem Know-how und unterstützt durch eine junge Önologin, geht der Anglo-Mallorquiner an sein Wein-Design. Ziel ganzer Serien von Proben ist es, einen ausgezeichneten „Durchschnitts-Wein“ zu kreieren. ”Durchschnitt” heißt in diesem Falle aber nur, dass das Endprodukt einer möglichst großen Zahl von Menschen munden soll. Die Mehrzahl seiner Konkurrenten vor Ort geht den umgekehrten Weg. Frei nach dem Motto: Was mir gefällt, das sollte auch den Anderen schmecken.
Nein, dies sei nicht sein Weg, bekräftigt Andrés, er wolle ganz bewusst den „Mainstream“ treffen. Authentische Insulaner gäbe es schon wie Sand am Meer.
Dabei verliert sich der Blick des Winzers in weiter Ferne. Innerlich scheint er das Produkt der Begierde bereits zu visualisieren: Happy-Wein-Hour am Rande eines blitzblauen Outdoor-Pools, umflort von sanften Chill Out Tönen oder friedlich in einer Hängematte dösend, im Schatten schlanker Palmen. In der Rechten kreist in jedem Falle lässig der gekühlte Inhalt eines guten Glases „Angel Lau•Rosa“.
Jeder rustikale Insel-Rotwein als aufrichtiger Begleiter einer deftigen Lammschulter hat angesichts solcher Visionen selbstverständlich alle Rechte verwirkt. Dies sei auch nicht wirklich sein ”target”, seine Zielgruppe, meint Andrés schulterzuckend. Er bedient mit seinen Weinen vielmehr eine neu heranwachsende Klientel. Mehr ein Casual Wein-Trinker als der Wein-Genießer mit profundem Background meint er. Der wolle viel Fass und lange Lagerzeiten, unendliche Tiefe - eben all das, was seine Weine nicht ausmachen.
Ob er einen „light“ -Wein produziere, haken wir nach. So würde er das nicht ausdrücken wollen - aber ja, einen leichten Zugang sollten seine Weine schon aufweisen.
Die Freude am Experimentieren spiegelt nicht nur der Ausbau, sondern auch der Anbau wider. Sorten wie Manto-Negro, Cabernet Sauvignon und Merlot gehören auf der Insel zum Standardrepertoire vieler Rotweine. Sie formen auch den Charakter von ”Angel Negre”. Die Kombination von Prensal Blanc und Chardonnay für Weißwein und Rosé geht auch noch als leicht extravagant durch. Bodegas Angel verwendet sie für ihren Weißen, ”Blanc de Blanca” und für den Rosé-Wein, ”Angel Lau•Rosa”.
Aber nur zwei, vielleicht drei Winzern der Insel, setzen für die Zukunft auf eine alte Bekannte von der Rhône. Die Viognier, eine weiße Traube, kräftig im Geschmack und alkoholstark, soll für kommende Jahrgänge als Alternative zur traditionell angebauten Chardonnay heranreifen.
Und wird das avisierte Jung-Publikum den neuen, aromatischen Weißen schlucken? „They will love it“, davon ist Andrés schon jetzt überzeugt!