Antonio Nadal - Generationenwechsel
Germán Nadal knüpft an alte Familien-Traditionen an
Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte Vins Nadal im Reigen der mittelgroßen Bo-degas der Insel ein gewichtiges Wort mitzureden. „Numero Uno“ - die Nummer Eins - steht denn auch auf einer amtlich aussehenden Keramikkachel an der Fassade der rustikalen Finca im Osten von Binissalem, die bis heute als Hauptquartier der Wein-schmiede dient. Das Schild erinnert daran, dass Großvater Nadal einer der federfüh-renden Initiatoren des Herkunftsnachweises der Region, der D.O. Binissalem gewesen war. Deshalb firmiert er als Erster in die Gründungsakte der Vereinigung und gab der Bodega seinen Namen: Antonio Nadal.
Mindestens 60.000 bis 80.000 Liter im Jahr produzierte man damals, erinnert sich der Enkel nun. Das seien doch schon „palabras majores“, Worte in Großbuchstaben. Nicht vergleichbar mit den gerade einmal 12.000 Flaschen, die die Bodega aktuell pro Jahr auf die Beine stellt. Aber daran soll sich in Zukunft einiges ändern. Denn Germán Nadal hat große Pläne. Bislang kümmerte sich seine Mutter um die Belange des Weingutes. Die Eigenproduktion von Weinen fiel dabei stetig weiter zurück. In steigendem Umfang verkaufte man Trauben an die mächtigen Bodegas der Region. Damit rückte der Weinanbau in den Mittelpunkt.
Seit Juni 2012 hat Germán das Steuer übernommen. Und er will das Ruder herumrei-ßen: weg vom reinen Zulieferer, zurück zum ernstzunehmenden Weinproduzenten. „2012 war für die Bodega ein Schlussstrich mit der Vergangenheit und wurde zu einem Neuanfang,“ nimmt der junge Bodega-Besitzer Fahrt auf. Zu den unmittelbaren Änderungen zählen: vom losen Verkauf der Weine „al granel“ will man vollends Abschied nehmen und die bestehende Produktpalette an Flaschenweinen soll an die Bedürfnisse des Marktes angepasst werden. „Unser bestehendes Sortiment bedient eher einen traditionellen Markt“, erklärt Germán dazu. In Zukunft möchte sich die Bodega Nadal neunen Märkten wie Deutschland, die Schweiz, Skandinavien und Groß Britannien weiter öffnen und die bislang maximal zehn Prozent Auslandsanteil deutlich erhöhen. Dazu muss die Qualität der Weine noch etwas angehoben werden, die der Weinfachmann bislang im oberen Mittelfeld angesiedelt sieht. Das wiederum bringt die Önologin Maria Dolores Hermoso aus Estremadura in Zentralspanien ins Spiel. Sie kümmert sich seit Mitte 2012 um den Weinanbau und wird sich von nun an mehr und mehr der Kreation edler Weine widmen. Dabei stehen Cuveés im Vordergrund. Für den heimischen Markt will man an der bestehenden Haus-Marke „Tres uvas“ festhalten. Die „Drei Trauben“ werden als Basisangebot weiterhin in den Farben Rot, Weiß und Rosé zu haben sein.
Extrem wichtig für die Zukunft des Weinguts, so der junge Bodegabetreiber, sei auch die Anpassung der Weine an den internationalen Geschmack, den er mit fruchtig, natürlich und mit geringerem Einfluss durch lange Ausbauzeiten beschreibt. Für diesen Markt sollen ab 2013, 2014 ebenfalls ein Weißer und ein Rosado, sowie zwei Rotweine zusammengestellt werden, deren Markennamen Fresc, Blanc Mol und Ros Rosat sind.
Die Rotweine und der Rosé der Bodega Antonio Nadal bauen, wie bereits in Großvaters Tagen auf der autochthonen Varietät Manto-Negro auf. Von Jahr zu Jahr wird diese urmallorquinische Sorte durch unterschiedliche Mengen von Callet, Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Monastrell komplementiert. Den Weißweinen liegt die heimische Premsal-Blanc, auch Moll genannt zugrunde, die man mit Macabeo vermählt. Ab 2013 sollen auch die ersten „añadas“ sprich: Jahresweine auf den Markt kommen. Hierbei handelt es sich um fruchtig-frische Weine für jüngere Wein-Trinker mit einem günstigen Einstiegspreis. „Für die Zukunft glauben wir aber mehr an gut ausgebaute „Crianza“-Weine“, verrät Germán Nadal.
An einer hervorragenden „matria prima“ soll es jedenfalls nicht mangeln. Denn der Anbau findet schon jetzt weitgehend unter ökologischen Bedingungen statt. Dazu gehören nicht nur die pestizid- und fungizidfreie Bearbeitung der Weinfelder, sondern auch die schonende Behandlung der Trauben während und nach der Ernte. Qualitätssteigernd wirkt sich zudem die Lage der Felder aus. Rund 22 der insgesamt über 24 Hektar liegen in unmittelbarer Nähe der Verarbeitungsstätten. Damit ist absolute Frische garantiert - ein weiteres wichtiges Detail für die Herstellung von qualitativ hochwertigen Weinen. Auch die Kelterhalle hat man erneut in Stand gesetzt, die gemauerten Gärtanks frisch ausgekleidet und temperaturregulierbare Edelstahldepots aufgestellt. Damit sind die Weichen gestellt, um in den kommenden Jahren sukzessive wieder mehr Trauben in der eigenen Bodega verarbeiteten zu können. Die 60.000 bis 80.000 Liter des Großvaters stehen dabei als ungenanntes Produktionsziel im Raum.