Binigrau - Passion für exzellente Tropfen
Ein Zweig der Batle-Familie verfolgt ein ganz eigenes Wein-Konzept.
Biniali, ein beschauliches 220-Seelen-Örtchen im Kerngebiet der mallorquinischen Weinwirtschaft. Hier begann vor gut 160 Jahren die Winzer-Chronik der Batles. Die Familie vergrößerte und zerstreute sich in den Wirren der folgenden turbulenten Dekaden. Schließlich fand man im Jahre 1996 mit der Gründung des heutigen Mega-Weinguts Macià Batle in Santa Maria del Camí wieder zusammen. Doch der Familien-Frieden sollte nicht lange währen. Zu unterschiedlich waren die Auffassungen zu Unternehmensführung und zum Umfang der Produktion. Die Brüder Miquel und Matías beschlossen ihr eigenes Projekt zu realisieren, am Ursprungsort der Batles.
Die verschlafene Land-Schönheit, Biniali, machte der Entschluss um ein Gebäude am Ortsrand reicher, das mit viel Geschmack restauriert wurde. Aus Edelstahl geformte Lettern an der ockerfarbenen Fassade lassen keinen Zweifel offen: Hier steht man einem erstzunehmenden Vertreter der Gattung Edel-Bodega gegenüber. Auch das Entree beeindruckt, schreitet man doch sogleich über einen gläsernen Laufsteg und darf beherzt einen Blick ins Allerheiligste tun. Im matten Licht des Tiefgeschosses liegen einem die Barriques - übrigens ausschließlich französische und amerikanische Eiche - zu Füssen. Links führt eine in Glas gefasste Treppe in den ersten Stock. Von hier aus kann man einen Adlerblick über weite Teile der Produktion tun. Zur Linken auch eine Vielzahl von Medaillen und Auszeichnungen, die die Weine des mit knapp fünf Jahrgängen noch recht jungen Weinguts in erstaunlich kurzer Zeit erringen konnten. Reichlich Gold ist darunter, zum Beispiel von der Iberwine, Madrid, von der Schweizer Le Selec, von der deutschen Mundus Vini oder vom Concours Mondiale de Bruxelles, um nur einige zu nennen. Weiter gibt es auch üppige internationale Anerkennung in Silber und selbst Öko-Preise für "e", ein ökologisch einwandfreier Cuvée aus Manto-Negro und Merlot.
Mittig, dem gläsernen Steg folgend, schließt sich die Kelterhalle an. Raumhohe Edelstahl-Tanks stehen an den den Wänden stramm, exakt temperaturgesteuert und ständig vom Computer überwacht. Den Durchgang zwischen den Welten präsidiert ein hölzernes Stehpult, wie geschaffen für markige Ansprachen an eine umfangreiche Zuhörerschaft. "Eine nette Idee des Architekten,“ klinkt sich Matías ein, „für unsere Verkostungen streben wir allerdings eher das Gegenteil an: die individuelle Betreuung hochmotivierter Wein-Genießer. Massen-Besichtigungen und hohe Absatzzahlen waren von Anfang an kein Bestanteil unseres Unternehmens-Konzepts." Der Mann fürs Marketing und den Publikumskontakt ist nach eigenen Worten ein begeisterter Naturfreund. Der Umgang mit seinen Reben tue ihm einfach wohl nach dem Stress im Büro, erklärt der hauptberufliche Banker.
Bruder Miquel stellt das Fachwissen. Der Önologe des Hauses studierte auf dem spanischen Festland. Ihm fällt vor allem die Aufgabe zu, die eigenen 14 Hektar Land zu kultivieren und die sieben festen Trauben-Zulieferer auf den hohen Qualitätsstandard der Bodega einzuschwören.
Ökologische Belange spielen dabei durchaus eine Rolle. Obgleich das Gros der Felder nach traditionellen Richtlinien bewirtschaftet wird, hegt und pflegt man die Reben auf etwa sechs Hektar nach den strengen Vorgaben der Biodynamik. Das Projekt liegt dem Wein-Fachmann besonders am Herzen, denn: "Mir macht die Idee Spaß, Weine ohne Chemie zu produzieren."
In erster Linie geht es den beiden Brüdern aber um die volle Entfaltung des Geschmackspotenzials einer jeden einzelnen Traubensorte.
Unter den angepflanzten Varietäten gibt es kaum Präferenzen. Mallorquinische Sorten wie Callet, Manto- Negro oder Prensal-Blanc sind ebenso vertreten, wie würdige Franzosen: Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Chardonnay. Auch hier gibt die Qualität der fertigen Weine die Marschrichtung vor. Dabei beschreitet man einen erstaunlich demokratischen Weg, wenn es darum geht, wessen Geschmackspapillen letztlich den Ausschlag geben.
"Man muss Wein-Kennern und guten Kunden immer wieder den Puls fühlen," weiß Matías zu berichten. "Denn wenn der edle Saft nicht voll überzeugt, dann gibt´s auch keine Auszeichnungen. Die meisten namhaften Bodegas haben ein, zwei prämiierte Spitzenweine im Programm. Wir möchten dagegen erreichen, dass jeder unserer Weine eine hervorragende Qualität aufweist und dementsprechende Anerkennung erfährt.“
Seit der Einweihung der Bodega im Jahre 2005 hat sich ein festes Sortiment herauskristallisiert. Unter dem Glasboden, im Bauch der Bodega, lagern nun exzellente Tropfen, wie der vielfach prämierte Obac. Der Rote vermählt die heimischen Trauben Manto-Negro und Callet mit Merlot, Syrah und Cabernet.
Aber auch die anderen Weine des Hauses sind ausgezeichnet. Gold und Silber gab es für einen 100-prozentigen Chardonnay. Der Weiße ist einer der Lieblinge der Brüder. Die Fermentation im Fass aus französischer Eiche macht den Sortenreinen besonders rund, besonders weich.
Mit Nounat bietet die Bodega Bingrau einen weiteren Weißwein an, der aber im Edelstahlmantel reift und die Varietäten Prensal-Blanc und Chadonnay vereint.
Zwei rein ökologisch angebaute Weine, ein Roter und ein Rosé, vervollständigen schließlich die Produktpalette. Beide mischen Manto-Negro und Merlot zu ausgewogenen Cuvées. Der Negre, der Rote, reift für sechs Monate im Fass.
„Insgesamt,“ resümiert Matías, „haben wir alle Gründungs-Vorgaben nun voll und ganz erfüllt. Selbst die Absatzahlen liegen stabil auf Wunschniveau, irgendwo zwischen 80.000 und 100.000 Falschen im Jahr. Meist ist der gesamte Bestand schon nach wenigen Monaten vergriffen. Wir können maximale Qualität bei einer überschaubaren Quantität anbieten. Unser Konzept ist damit voll aufgegangen.“