Bodega Bordoy - Der Wein-Macher

Im Süden Mallorcas konzentrieren karge Böden den Rebensaft für gehaltvolle Weine. 

Trocken gebaute Naturstein-Mauern säumen den gewundenen Weg von Llucmajor zur Küste. Unvermittelt wächst aus dem Mauerwerk ein Gebäudekomplex heraus: das Landgut Sa Torre, neue Heimat für Mallorcas Hotel Hilton. Dahinter duckt sich eine achteckige Kapelle, ebenso fachmännisch restauriert wie die gesamte Anlage.

Mandelbäume und Aleppokiefern weichen von hier an immer niedrigerem Buschwerk. Die Landschaft wird karger, hin in Richtung Cap Blanc.

Für den Anbau landwirtschaftlicher Produkte völlig ungeeignet, so lautet das Urteil vieler Fachleute. Miquel Sastre Bordoy war anderer Meinung. Der Chef des mallorquinischen Großhandelskonzerns „Comercial Bordoy“ trat um die Jahrtausendwende in den Ruhestand. Doch schon bald suchte der mallorquinische Unternehmer nach neuen, reizvollen Aufgaben. Jetzt verwaltet er sein eigenes Weingut. 

Kurz nach der achteckigen Kapelle macht ein Schild am Wegesrand auf die Bodega aufmerksam. Und tatsächlich öffnet sich schon wenige Hundert Meter weiter ein ausgedehntes Weinfeld auf der linken Seite. Nach der Einfahrt begleitet ein Feldweg die Reben. Dann, unvermittelt, öffnet sich der Weg. Die Bodega wirkt hier fast wie eine kalifornische Wein-Ranch: Ein großzügig bemessener Parkplatz, der weiß gestrichene Holzlattenzaun, dahinter verliert sich der Weinberg im Licht der aufgehenden Sonne. 

Zwei ehemalige Sandsteinbrüche beherbergen die beiden Hauptgebäude. Besonders der erste Neubau beeindruckt mit seiner frei schwebenden Holzbalkendecke. Beide Hallen wurden harmonisch in die Umgebung integriert. Das lichte Bauwerk im Westen nimmt alle Gerätschaften für eine schonende Weinproduktion auf: Edelstahltanks für Mazeration und Fermentation, die pneumatische Presse, Abfüll- und Etikettieranlagen. In der Osthalle ruht dagegen der Wein, in kühlen Stein gebettet. 225-Liter-Fässer umgeben einen zentralen runden Tisch. An dieser Tafelrunde kann man Wein verkosten. Und als wäre er König Artur, taucht aus der halbschattigen Tiefe der Halle Sergio Navarro auf. Der Önologe des Hauses trägt den gläsernen Saugheber noch in der Hand, mit dem er soeben einigen der über 250 gestapelten Barriques Proben entnommen hat. 

Das südlichste Weingut Mallorca wurde im Jahre 2002 eröffnet. Dem 31-jährigen Weinfachmann Navarro fiel die Aufgabe zu, die These seines Chefs, Miquel Bordoy, zu untermauern. Mittlerweile steht fest, dass die ”garriga“, so nennen die Spanier die hauptsächlich mit Büschen bewachsene Landschaftsform, mit dem Weinanbau vereinbar ist. Tatsächlich scheint das karge Leben des Insel-Südens dem Wein ausgezeichnet zu bekommen. Schon wenige Jahre, nachdem das Weingut die ersten Flaschen auf den Markt brachte, regnet es Auszeichnungen.    

Sergio Navarro sieht denn auch gerade in den extremeren Bedingungen, unter denen hier die Trauben reifen, einen wesentlichen Schlüssel für die gepriesene Qualität seiner Weine. „Der geringe Tiefgang der nutzbaren Humusschicht übersteigt in dieser Region selten einen halben Meter. Dies zwingt die Rebe, weniger Trauben zu erzeugen. Zudem ist die Speicherfähigkeit des Bodens für Nährstoffe und Wasser stark eingeschränkt. Das Resultat sind konzentrierte Weine, hergestellt aus Trauben, die sehr reif gelesen werden“, erklärt der Weinspezialist aus Valencia.

Natürlich muss unter solch schwierigen Bedingungen auch künstlich bewässert werden. Anderseits wachsen die Rebstöcke gesünder und widerstandsfähiger heran. Dies macht einen weitgehend umweltschonenden Anbau möglich. Gedüngt wird lediglich mit organischen Stoffen. Und weil die Böden hautsächlich aus Sand und Sandstein bestehen, verfügen die Bordoy-Weine über ganz besondere Aromen mit deutlich mineralischen Noten. 

Vier Weine befinden sich derzeit auf dem Markt: zwei Rote, ein Rosé, ein Weißer. Zwei weitere Rotweine und ein Süßwein sollen folgen. Sie alle werden unter dem Label ”Sa Rota” angeboten.

Der ”Crianza”, der Spitzenwein des Hauses, besteht aus einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Er reift für ein Jahr in Fässern aus französischer, ungarischer und rumänischer Eiche, bevor er auf Flaschen gezogen weitere zwölf Monate lagert.

Beim Jungwein ”Añada” handelt es sich um eine Monovarietät aus Cabernet Sauvignon, beim ”Rosado” aus einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Beide Kreszenzen weisen eine Fasslagerzeit von drei Monaten in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche auf. Beim Weißwein, ”Blanc de Chardonnay”, handelt es sich um einen 100-prozentigen Chardonnay.

Zurzeit werden jährlich etwa 80.000 Liter Wein hergestellt. Damit verfügt die Bodega noch über Produktionsreserven von gut 60.000 Litern. Alle Bordoy-Weine sind mit dem Herkunftsnachweis ”D.O. Pla i Llevant” ausgestattet.