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Cap Andritxol - In Nullkommanichts von Null auf Hundert

Die Neuankömmlinge wollen von Anfang an und von Grund auf alles richtig machen. Mit blitzblanken Maschinen der Spitzentechnologie und einem jung dynamischen aber dabei gut ausgebildeten Team wollen sie in der frisch renovierten Halle der Bodega bei Sencelles einen Wein erster Güte produzieren. Den Platzhirschen zeigen sie damit , dass man keine lange Familientradition braucht, um einen guten Saft zu keltern und diesen zu einem erstklassigen Tropfen heranreifen zu lassen.

„Hier im Weinkeller ist keiner älter als 30 Jahre“, sagt Önologe Pere Crespí nicht ohne Stolz, während er mit seinem Chef Oleg Karavaev vor der Willmes-Presse einen Weißwein kostet. Crespí studierte Agrarwirtschaft an der UIB auf Mallorca und Önologie an der URV im katalanischen Tarragona.

„Unser Konzept basiert auf zwei Stärken“, erklärt auch Karavaev: gut ausgebildetes Personal, das mit modernster Technologie arbeiten darf. „Damit wollen wir die bestmögliche Qualität erreichen.“ Da das junge Projekt erst seit 2015 auf eigenen Beinen steht, werden die meisten Beeren von Weinbauern aus Felanitx, Porreres, Santa Maria, Pollença und Binissalem eingekauft. Nach und nach werde man den eigenen Anbau auf eigenen Flächen steigern.

Auch wenn der Weinkeller mitten auf dem flachen Land steht - in der Nähe des Gehöfts Cas Canar außerhalb des Dorfes Sencelles, wurde die Idee für das Unternehmen auf einem Anwesen an der Küste geboren. Die Eigentümerfamilie der Bodega – Weinliebhaber und Geldgeber, die sich lieber im Hintergrund halten und das Tagesgeschäft den von ihnen angestellten Fachleuten überlassen – besitzt ein Grundstück am zwischen Peguera und Camp de Mar gelegenen Küstennase Cap Andritxol.

Der dort seit dem 16. Jahrhundert stehende Wachturm ziert nicht nur die Flaschen-Etiketten sondern gibt den Tropfen auch ihre Namen: Der kirschrote pfeffrig-pflaumige „Sa Talaia“ trägt die mallorquinische Bezeichnung für den Turm, von dem die Insulaner jahrhundertelang nach Piraten Ausschau hielten. Der zwiebelfarbene Rosé „Vigília“ heißt übersetzt „Wache“. Sogar die Wahl der Rebsorten fügt sich in das Motiv ein. Der hellgelbe Weißwein „Corsari“ steht für die einfallenden Piraten und wird von den eingeführten Rebsorten Sauvignon Blanc (34%) und Chardonnay (29%) dominiert. Die heimischen Beeren Giró Ros (40%) und Prensal Blanc (12%) prägen das im Abgang leicht bittere Aroma im strohgelben „Defensor“ (= Verteidiger).

Das Starprodukt der Bodega ist zum Zeitpunkt des Besuchs zwar noch Zukunftsmusik, trägt aber schon mal den altehrwürdigen Namen „1590“ – dem Baujahr des Wachturms. Eine Selektion der besten Tropfen soll in einem 2.000-Liter Eichenfass weitere sechs Monate zu einem Zaubertrank heranreifen. „Die ersten Flaschen 1590 werden wohl 2019 oder 2020 auf den Markt kommen“, schwärmt Crespí.

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