Pere Seda - Verschlusssache
Bei der großen Unbekannten im Insel-Osten handelt es sich um die drittgrößte Weinschmiede Mallorcas.
"Wir stellen hier nur ehrliche Weine her," bekräftigt Lucas Reus, verantwortlich für Verkauf und Marketing des drittgrößten Winzereibetriebs der Insel. Will sagen: Nach gut 100 Jahren Firmengeschichte ist man jenseits von trendigen Bekenntnissen zum reinrassigen Autochthonen oder von angesagten mallorquinischen Monovarietäten. Die bietet das Traditionshaus im Insel-Osten zwar auch an, im Vordergrund steht allerdings eindeutig der Wunsch, eine ausgewogene Produktpalette hervorragender Weine zu fairen Preisen zu offerieren.
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts gründete Pedro Seda sein Weingut in Manacor. Damals wurde noch in riesengroßen Eichenholz-Bottichen vergoren. Der Wein ging vorwiegend als "Granel", als jeweils frisch abgezapfter Tafelwein im Ton- oder Glaskrug über die Ladentheken. Heute beträgt der Anteil an lose verkauftem Wein nicht einmal mehr vier Prozent. Hauptsächlich Supermärkte und Hotels bedienen sich aus diesem Kontingent.
In den Gründerjahren vollzog sich die Fermentation der Tafelweine in gewaltigen, in den Felsboden eingearbeiteten Becken. Die dienen heute als temperierter Keller zur Lagerung der Flaschen. Und statt schlichtem Tafelwein stellt man dieser Tage hauptsächlich edle Weine her.
Der Umbruch begann in den 60er Jahren. Damals eroberte Flaschenware aus den großen iberischen Anbaugebieten die Insel. Die Nachfrage nach mallorquinischen Tafelweinen ging zurück. Bei Pere Seda setzte man auf neue Produktionsverfahren, neue Varietäten, innovative Techniken und Flaschenabfüllung.
Als einer der ersten Weine wurde der ”Mossén Alcover” für den mallorquinischen Markt neu kreiert. Man wählte einen großzügigen Anteil von autochthonen Callet-Trauben und verschnitt sie mit gut 40 Prozent Cabernet. Dieser ersten mallorquinischen Erfolgs-Mischung ist man bis heute weitgehend treu geblieben. Neben einigen sortenreinen Weinen vermählt man bei Pere Seda gern den getrennt vergorenen Most von heimischen und eingeführten Rebsorten.
Auch ein Familienbetrieb ist das aufstrebende Unternehmen bis heute geblieben - mittlerweile in der vierten Generation. Bei aller Liebe zur Tradition wolle man keineswegs die Zeichen der Zeit verschlafen, beteuert Lucas Reus. Seine Vettern und er achten streng darauf, dass immer „optimale Bedingungen für hervorragende Weine" bestehen. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass Pere Seda als erstes Weingut Mallorcas Trockeneis einsetzte, um die Prensal Blanc für die Weißwein-Herstellung möglichst frisch weiterverarbeiten zu können. Die Erntemaschinen ruckeln dann bereits um drei oder vier Uhr in der Frühe über die Felder.
Unterstützung erhält die Familie durch den jungen Önologen Jaume Bergada. „Jung, aber brillant in seinem Fach“, äußert sich Lucas Reus begeistert über den Neuzugang. Der Wein-Fachmann berät unter anderem auch bei der Komposition der einzelnen Jahrgänge.
Die Produktpalette offeriert Bandbreite. Junge Weine (Añada) decken das niedrigere Preissegment ab. Höherwertige Produkte, die Crianza-Weine, werden in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche ausgebaut. Beide Produktlinien beinhalten mehrere Rotweine, sowie jeweils einen Weiß- und einen Rosé-Wein. Abgerundet wird das Sortiment durch die Traditions-Weine des Hauses; ”GVIVM” und ”Mossén Alcover”, beides Cuvées, die auf der mallorquinischen Callet-Traube aufbauen. Zwei Schaumweine - weiß und rosé – erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Die Jahresproduktion der Bodega Pere Seda liegt deutlich über einer halben Million Flaschen. Erstaunlicherweise wird der Hauptanteil auf der Insel abgesetzt. So findet man Pere Seda-Weine in den meisten Supermärkten und Restaurants der Balearen, ja selbst an Insel-Kiosk und an Food-Shops des Flughafens, stößt man auf die Marke.
Einmal sensibilisiert für das Label begegnet es einem immer wieder.
Die vermeintliche Unbekannte outet sich als stille aber omnipräsente Eminenz in den Weinregalen der Insel.