Ses Talaioles - Eine Familie schlägt Wurzeln im wilden Inselosten
An den zerklüfteten Ausläufern der Serra de Llevant, im wilden Osten Mallorcas, liegt Ses Talaioles, das 100 Hektar große Paradies der deutsch-niederländischen Unternehmerfamilie de Waal. Vor 20 Jahren hatten sie den landwirtschaftlichen Betrieb mit Wald, Mandel- und Johannisbrot-Plantagen übernommen. „Wir erkannten damals aber schon, dass der Boden noch ein größeres Potenzial barg“, erinnert sich Nicola de Waal an die Anfänge ihres Familienprojektes.
Denn die steinigen Hänge aus Kalkmergel und die dem Meer zugewandten Flächen mit den perfekt kühlenden Winden im Sommer boten hochinteressante natürliche Voraussetzungen für den Anbau von Rotweinreben. „Das ergibt sehr mineralische Weine, die trotz des warmen Mittelmeerklimas über genügend Frische und Eleganz verfügen“, schwärmt Nicola de Waal. Die Pfälzer Weinikone Bernd Philippi schaute sich die Bedingungen genauer an und begleitete 2002 die Pflanzung der ersten vier Hektar. Das Ergebnis begeisterte alle, und so wurden bald fünf weitere Hektar gepflanzt. Im Jahr 2005 kamen dann die ersten Weine auf den Markt. „Heute stehen 10 Hektar Reben in unterschiedlichen Sorten im Ertrag, darunter auch interessante autochthone Trauben“, sagt Nicola de Waal.
Sie legt Wert drauf, dass auf Ses Talaioles ausschließlich Trauben der eigenen Weinberge verwendet werden. „Das soll auch zukünftig so bleiben“, sagt sie und kündigt an, 2021 fünf weitere Hektar anzupflanzen. Bereits im Frühjahr 2020 hat der Familienbetrieb eine neue Einstiegsserie für die Liebhaber der Ses-Talaioles-Weine herausgebracht: Die Talvin-Serie mit einem Rotwein, einem Rosé und einen Weißen als Blanc de Noir. „Sie sollen auf unsere großen Weine neugierig machen“, sagt sie. Gleichzeitig wolle man verstärkt die einheimische Kundschaft ansprechen. Der aktuelle Jahrgang der klassischen Rotwein-Serie Sestal, Sestalino und Na Pujola wird zwischen 2022 und 2023 auf den Markt kommen. „Sie werden deutlich frischer und eleganter ausfallen“, kündigt Nicola de Waal an.
Für sie geht die Bedeutung von Ses Talaioles aber weit über den reinen Wein hinaus. „Das Projekt war von Anfang an als Familienprojekt gedacht. Als Ergänzung zu unserem Leben in Deutschland wurde Ses Talaioles unser Rückzugsort ,back-to-the-roots‘ mit ganz konkreten Aufgaben und Pflichten für alle Familienmitglieder“, schwärmt Nicola de Waal. Für sie gilt das im Übrigen ganz besonders, denn sie ist familiär „vorbelastet“. ,,In meinen Adern fließt Bauernblut.“ Viel vom alten Landgut-Flair ist auch neben den Weinbergen noch erhalten. So werden immer noch die typischen mallorquinischen schwarzen Schweine im traditionellen Schweinegarten mit dem Steineichenwald groß gezogen.
In diesem Umfeld kann die Philosophie der Familie perfekt umgesetzt werden: Einen Wein herzustellen, der den Ort seines Entstehens widerspiegelt, an dem die geernteten Trauben ohne Manipulation und unter Berücksichtigung ihres Potenzials im Barrique, in Holz- oder Stahltanks oder in Amphoren zu Weinen ausgebaut wird. „Unser Ziel ist es, elegante und frische Weine zu machen, die gleichzeitig die Fülle und Wärme Ihres Entstehungsortes in sich tragen“, sagt sie. Und dafür, so ist Nicola de Waal überzeugt, gibt es auch einen europäischen Markt ¬- nicht zuletzt dank der immer noch steigenden Beliebtheit Mallorcas.